Eddie ist gerade raus aus dem Foyer des Beverley Hilton Hotels an der Ecke 21rst and Harmsstreet. Die Anweisungen sind klar und deutlich und meine Hoffnung, dass er zumindest dieses Mal alles daran setzt, mich nicht zu enttäuschen, ist zumindest nicht bei 0. Eddie ist noch frisch im Biz und muss noch lernen, aber er stellt sich ein wenig dumm an. Wenn er nicht langsam seinen Kopf benutzt, kann er sich vielleicht durch den nächsten Auftrag die Radisschen von unten begutachten.
Ich schaue auf mein Scotchglas, gefüllt zu einem Finger breit Highland Park…Hach diese rauchige Note und der leicht scharfe Abgang…Ein klasse Whiskey für zwischendurch. Ich schwenke das Glas und träume vor mich hin… Wie soll es weiter gehen? So viele Gebiete gehören nun mir und halb Beverly Hills kann ohne mich kaum noch agieren... Offiziell bin ich Anwalt, jedoch durch vertragliche Gegebenheiten kann kaum noch eine größere Firma ein größeres Geschäft abwickeln, ohne mich zu informieren und ich bin überzeugend genug, diese Geschäfte dann nach meinem Willen zu lenken.
Zufrieden über meine Leistungen drehe ich mich auf dem Barhocker um, ein Fuss auf den Tritt gelegt, setze meine Ellenbogen auf die Theke und schaue mich über das marmorierte Foyer um. Geschäftiges Treiben an allen Ecken und der blaue Dunst aus der Bar sucht sich seinen weg über die Köpfe der wehrten Damen und Herren, die hier ihren Tagesaktionen nachgehen. Die einen sind hier um in Beverly Hills Geschäfte zu machen, die anderen um Urlaub zu machen und auch einige um ihre Affäre oder Geliebte zu treffen, um eine wunderschöne Nacht in den übergroßen Betten des Beverly Hilton zu verbringen. Bei dem Gedanken werde ich ein wenig wehmütig, denn mein Geschäftsleben gibt mir momentan nicht die Zeit um mich um eine Geliebte zu kümmern. Klar, die eine oder andere Geschäftsbeziehung wurde im Bett gefestigt, aber das war eher statischer, erzwungener Sex ohne Gefühle und meist nur, um das Geschäft zu beenden. Mir schaudert es bei dem Gedanken, denn auch wenn ich dieses Übel eingehe, behagt mir diese Art der Geschäfte nicht. Wann hatte ich das letzte Mal Leidenschaft ohne reine Statik, ohne dabei an Gelder oder Abhängigkeiten zu denken? Ich atme schwermütig auf, denn ich kann mich nicht daran erinnern.
Ich schaue abwesend zu meinem rechten Arm, hebe diesen von der Theke, schaue in das Glas mit dem Bernsteingetränk und nippe einen leichten Zug herunter…Sofort breitet sich der torfige Geschmack auf der Zunge aus, ich verharre kurz mit dem Blick ins glas und genieße, wie das leicht ölige Getränk sich um meine Geschmacksnerven windet. Hmm…Ein gutes Gefühl. Während ich schweren Herzens schlucke, senke ich das Glas und stelle es wieder auf dem Tresen ab.
Ein Fussel auf meinem neuen Maßanzug bekommt meine Aufmerksamkeit… In meinem Berufsstand kann man sich solche „Fehler“ nicht erlauben. Jedes Detail muss genauestens sein. Kein Makel vorhanden sein und genau das ist eben auch meine Spezialität. Genauso ist das sehr dunkle und leicht schimmernde blau des Anzuges fein gewählt. So hebt er zum einen meine blauen Augen heraus, mit denen ich gerne überzeuge, zum anderen ist es aber noch eine recht konservative und Edle Farbgebung. Dass der Anzug dabei nahezu 10.000$ gekostet hat, wird von mir erwartet und als Nebensächlichkeit betrachtet. Die silberne Rolex am Handgelenk wirkt im Zusammenspiel mit dem leicht grauen Hemd, der blau grauen Krawatte und den passenden Schuhen nicht wie ein Fremdkörper und bildet somit den perfekten Abschluss, der durch mein leicht grau miliertes Haar seinen Ende findet. Perfekt! Ein Mundwinkel zückt nach oben, bei dem Gedanken, dass ich selbst hierbei nichts dem Zufall überlasse.
Aber was soll man sonst auch von dem besten Havard Absolventen seines Jahrzehnts erwarten?
Erwachend aus meinen Gedanken lasse ich meinen Blick über die Couchtische und Couchen der Bar wandern und lasse dabei meinen Gedanken freien Lauf…Die Couchen sind in einem weichen braunen Wildleder handgearbeitet und die Tische noch aus alten restaurierten Mahagoniebeständen. Dazu schwere Perserteppische, wohin man schaut. Persian Royal. Aber auch das gehört zum Bild des Hotels. Der höchste Standard reicht gerade um die anspruchsvolle Kundschaft zufrieden zu stellen.
Nur wenige Plätze sind besetzt und einige wenige paare und Geschäftspartner genießen ihren Drink zusammen und unterhalten sich locker. Aus dem großen Panoramafenster schaue ich auf die 21rst und beobachte die vielen Autos und Menschen, die an diesem Hotel vorbei fahren und gehen, einige wahrscheinlich täglich, ohne je in den Genuss zu kommen, diese Hallen zu betreten.
Mein Oberkörper zuckt auf, als mir ein Grinser entfuhr. Wieder ein Schluck aus dem Glas und ein letzter… oder vielleicht auch doch nicht letzter Blick, bevor ich gehe?
Wer ist diese Frau? Sie ist mir schon in New York und London und auch in Katar und Johannesburg aufgefallen. Sehr stümperhaft, mich so zu verfolgen, aber es scheint ihr nicht darauf anzukommen, geheim zu sein…
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Crash33« (12.06.2014, 11:24)
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Gestatten...DerOptiMist
(17.10.2013, 19:14)
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