Ich hab Euch gewarnt, aber Ihr habt´s ja so gewollt
Kurz zum Hintergrund: Im Rahmen meines Mediendesignstudiums habe ich mich mit einem "interessanten" medientheoretischen Thema befasst, welches dann auch Thema meiner Abschlussarbeit war: Das "Rezeptionsverhalten und die Auswirkungen der Rezeption von Pornographie in Zeiten unlimitierter Verfügbarkeit auf Entwicklung und Sozialisation von Kindern und Jugendlichen". 6 Monate Recherche, Literaturarbeit, empirische Untersuchung und Expertengespräche haben am Ende eine "Porno-Thesis" ergeben.
Apropos Literatur: Besonders empfehlenswert ist das Werk "Porno-Pop Band II: Im Erregungsdispositiv" (ISBN-10: 3826044347) ...für alle, die vielleicht mal ein wenig "tiefer in die Materie" eintauchen möchten
Viele wissenschaftliche Studien gibt es zu diesem recht "neuen" Phänomen - bezogen auf das "Einstiegsalter" - nicht. In den meisten Studien werden für gewöhnlich auch nur die Rezipienten in den Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung gerückt. Die Pornographie selbst bleibt in der Regel aussen vor. Wie aber soll man das Rezeptionsverhalten untersuchen können, wenn man die Pornographie selbst noch nie genauer unter die Lupe genommen hat? Diesem Problem habe ich mich einmal angenommen und unter anderem 50 Pornos nach wissenschaftlichen Maßstäben und einem vorher festgelegten Stichprobenverfahren untersucht - hauptsächlich um das Vorhandensein eines pornografischen Skriptes zu überprüfen. Das beigefügte PDF "Pornoanalyse_Muster" lässt bereits vermuten, auf welche Ergebnisse Ihr gespannt sein könnt
Keine Ahnung, ob Euch das alles interessiert - seid bitte ehrlich wenn nicht - aber falls doch würde ich nach und nach mal ein paar Ergebnisse und Erkenntnisse posten.
Aber fangen wir mal bei den Basics an
Wusstet Ihr, dass Pornographie kategorisiert werden kann? Und damit meine ich nicht die Kategorisierung nach sexuellen Vorlieben oder "Spielarten": Der Psychologe Herbert Selg hat bereits 1986 eine solche Kategorisierung vorgenommen (schaut Euch einfach das beigefügte Bild "Porno_nach_Selg.jpg" an). Auf der ersten Ebene unterscheidet Selg zwischen "Erotographie" und "Pornographie". Klar, dieses Modell lässt sich heutzutage sicher nicht mehr zu 100% anwenden, manche Inhalte haben sich aber vermutlich einfach nur innerhalb der einzelnen Dimensionen verschoben. Beispielsweise "Dimension 3": Hierunter gruppiert Selg jene pornographischen Inhalte, die in irgendeiner Weise "Konvention verletzend" sind. Konventionen werden aber zugleich auch immer durch Subjektivität einerseits und gesellschaftliche Moral- und Wertvorstellungen andererseits definiert. Und hier hat es sicher seit 1986 deutliche Veränderungen gegeben. Das, was Selg auf der untersten Ebene mit Explizit-Porno bezeichnet kann vermutlich heute als "Mainstream" angesehen werden - immerhin aber schrieb Selg seinerzeit den Explizit-Porno der "einfachen Pornographie" zu.
Und genau das ist zumindest für den Laien ziemlich verwirrend: Der Gesetzgeber unterscheidet zwischen "einfacher" und "harter" Pornographie. Nun könnte man meinen, es handle sich dabei um die Unterscheidung zwischen "Softcore- und Hardcore-Pornographie". Dem ist aber nicht so. All das, was in den Bereich der "harten Pornographie" fällt, ist nach den §§184a ff. StGB strafbewehrt. Hierzu zählen Kinder-, Tier- und (nicht einvernehmliche) Gewaltpornographie. Ziemlich verwirrend, diese begriffliche Unterscheidung, oder?!?
So far... Vielleicht hat´s den/die ein oder andere ja zumindest ein kleines bisschen interessiert. Beim nächsten Post vielleicht mal was zur Definition von Pornographie - ungemein spannend, weil auch mit einer sehr subjektiven Wahrnehmung verbunden, aber irgendwie muss der Gesetzgeber ja eine allgemeingültige Definition schaffen vor dem Hintergrund, dass Pornos ja erst "ab 18" sind. Und vielleicht gibts dann ja auch ein paar Details zum berühmt-berüchtigten "Fanny-Hill-Urteil"
In diesem Sinne, vielen Dank für´s Lesen.
Chris